Heinz Cibulka
(*1943 in Wien)
1972 | "Stammersdorf", Italien Internationaler Kunstpreis für Fotografie |
1975 | "Weinviertel", Bilder und Objekte, Forum für aktuelle Kunst, Innsbruck |
1976 | "Metabolismo - Stoffwechsel", Aktion und Ausstellung, Studio Morra, Neapel "fest-flüssig-gasförmig", Aktion und Ausstellung, Pari&Dispari, Bologna |
1977 | "Kompost" Aktion und Ausstellung, Museo d´Arte Moderna, Bologna "Pflanzenschwert", Aktion und Ausstellung, Neue Galerie Bochum |
1978 | "Beete", Aktion beim Performance-Festival Wien "Töten - Fressen - Zeugen - Gebären", Aktion im Museum Moderner Kunst Belgrad |
1979 | "Prozession", Aktion im Rahmen der graphik-Biennale Sezession, Wien "Übertragung", Aktion im Rahmen von "europa 79", Stuttgart "Herbarium", Bisamberg, Wien "Kompost", Aktion und Ausstellung, Galerie Defet, Nürnberg |
1980 | "Absage an das Einzelbild", Folkwang Museum, Essen "Kunst als Fotografie", Gesamthochschule Kassel, Museum moderner Kunst, Wien |
1981 | Österr. Förderungspreis für Fotografie "motorvokal", Kompost-Aktion und Ausstellung, Performance-Festival ELAC, Lyon "photo - no photo", Mannheim "projekt om-theater v. h. nitsch", Kulturheus Graz "Erweiterte Fotografie", Sezession, Wien |
1983 | Retrospektiven in: Museum moderner Kunst, Wien, Krinzinger, Innsbruck, Frankfurter Kunstverein, StedelijkVan Abbemuseum Eindthoven, Galerie Heike Curtze, Düsseldorf |
1984 | Museum Folkwang, Essen |
1985 | DAAD-Gaststipendium Berlin |
1986 | DAAD-Galerie, Berlin |
1987 | Berlin Fotozyklus, Sprengel Museum, Hannover |
1989 | Rupertinum Fotopreis "aktion&fotografie", Galerie Krinzinger, Wien |
1993 | "Antwerpen Fotozyklus", Museum für Fotografie Antwerpen, Niederösterreichisches Landesmuseum, Wien, Centre Nykyaika, Tampere |
1994 | Niederösterreichischer Landespreis für Fotografie "Retrospektive", ULUV, Prag, Angel Row Gallery, Nottingham "Wien Zyklus", Galerie J&J Donguy, Paris |
1996 | "prospect´96", Frankfurt, Studio Morra, Neapel |
1997 | Österreichischer Würdigungspreis für Fotografie Austrian Cultural Institute, London, Centro de la Imagen, Mexiko City, Galerie Hummel, Wien |
1998 | Sebetia ter, Italien, Internationaler Kunstpreis für Fotografie "Doppelbrenner-Bild-Ton-Destillation, Brand 1-4", Volkskunstmuseum Innsbruck, Galerie J&J Donguy, Paris, Galerie Heike Curtze, Wien, Galerie Contretype, Brüssel |
1999 | "mex 01/12", Landesgalerie Oberösterreich, Linz, Kärntner Landesgalerie, Klagenfurt |
2000 | "chinoiserie", Galerie Heike Curtze Düsseldorf und Wien, Kunsthalle Krems, Santiago de Chile |
2001 | "Werkschau", Fotogalerie, Wien "Weinviertelfries, gemischter Satz", Museum-M, NÖ, Mährische Galerie, Brünn, Kulturinstitut Bratislava |
2002 | DOM-FOTO, Poprad "Kompost-Aktion" Munui, Südkorea |
2003 | Nunnery Gallery, London "natur ist kunst", Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten "korea", Galerie Heike Curtze, Berlin "Retrospektive", Museum Küppersmühle - Sammlung Grohte, Duisburg, Pinakothek der Moderne, München "w.i.e.n. Zyklus", Casino Luxemburg |
2004 | "Retrospektive", Galerie Arsenal, Poznan (PL), Galerie Wozownia, Torun (PL) Bühnenbild zur Oper "Zwischenfälle" von Christoph Coburger, Neue Oper Wien |
2005 | "Retrospektive", Haus der Kunst, Brünn "Frühe Aktionsrelikte", Galerie Hofstätter, Wien "Weinviertelfries - Gemischter Satz", Eröffnung der Ausstellungsarchitektur Zwischenraum, Mistelbach |
2006 | "Steirische Früchte u.a.", Kunsthaus Weiz "Belichtete Welt", Dokumentationszentrum St. Pölten "Susanne Wenger", gemeinsam mit Magdalena Frey, Stadtmuseum Graz, Gallery the23project, Los Angeles |
2007 | "obraz-Bildgedichte", Stadtgalerie Arsenal, Poznan (PL), Stadtgalerie Wozownia (PL) "likeness-differences", ACF Gallery, New York "Retrospective", Gal. the23project in Linden, Los Angeles, "Retrospektive", Kunstverein Mistelbach |
2008 |
"Lichtspuren - Fotografie aus der Sammlung", Lentos Kunstmuseum Linz "Altes und neues Hirn-Mix", Galerie Heike Curtze, Wien |
2009 |
"Sammlerfreude, Die Sammlung Ponsold", Galerie Fotohof, Salzburg "Dressed for Art", Galerie Julius Hummel, Wien "Linz Blick, Stadtbilder in der Kunst 1909 - 2009", Haus-Rucker-Co, Wien |
Günter Brus zu Heinz Cibulka, Mai 2006
(Weitere Informationen unter www.h-cibulka.com)
Das Auge erblickt die Dinge ringsum irgendwie gleichgültig. Der Blick gleitet über die Dinge hinweg und hält nurinne, wenn ein Gegenstand sich als brauchbar erweist, wozu auch das schöne Abendrot zu zählen ist.
Cibulka jedoch schafft ein Bildlexikon der Horizonte und der ganz nahe liegenden Dinge. Ein Sichtbarwerden des Verlorenen, Verlegten oder Unbeachteten, ein Aufheben der Distanz zwischen Haupt- und Nebensachen. Der Welt zugewandt ist seine Kunst. Unbelichtet liegen seine Landschaften da, wo er noch nicht war.
Cibulka, der intelligenteste FotokünstlerÖsterreichs, arbeitet teilweise mit dem kalkulierten Zufall. Ich sah ihn oft den Auslöser betätigen, ohne durch denSucher zu gucken. Er entwickelte seine „Bild-Gedichte", indem er Serien inViererblöcke zusammenfasste. Die Abfolge der Fotografien unterliegen keinem Bauplan eines Würfelspielers, welchen Lautreamont ins Treffen führte. Vielmehr weisen die Fotos der Viererblöcke auf eine Assoziations-Mathematik hin, die ausKopf und Bauch entstehen, wo jedes Sujet aber unverrückbar seinen Platzeinnimmt. Häufig
überrascht er den Beschauer durch einen unvermuteten „Blickwechsel", gleich einem
dissonanten Akkord von Strawinsky. Wie Hugo Wolfs „Spanisches Liederbuch", oder Franz Schuberts „Winterreise", fügt er seine „Bild-Lieder" zu einem Zyklus zusammen. Er kam über die Ästhetik von Hermann Nitsch zu einer eigenständigen Sichtweise und Methodik.
Insgesamt schafft er mit jedem Zyklus einin sich geschlossenes Großes und Ganzes, dem man kein Teilchen hinzufügen oder weglassen kann. Anton von Webern nannte dies „Fasslichkeit". Bemerkenswertsind aber auch die Fotomontagen österreichischer Klassiker. Man könnte sie als „Porträt-Gedichte" bezeichnen.
Cibulkas Fotos bilden ein breites Panoramazwischen Leben und Tod. Breite Weizenfelder des Weinviertels werden mit einemtoten Haustier, Devotionalien mit Blutwürsten konfrontiert. Hasenpfoten im Schnee, durchkreuzt von den Spuren eines Langläufers. Eine Partitur einer anderen Winterreise, aus der Vogelschau gesehen. Es liegt nahe, bei seinerFotolyrik an Adalbert Stifter zu denken. Er pflastert unseren Wanderweg mitbunten Steinen. Die jüngst entstandenen Fotomontagen, gesehen in China und Korea und zusammengefügt in seiner Weinviertler Heimat, gleichen Ikonen derimmerwährenden Ruhe. Diese Inbilder des Friedens wären als eine Therapie fürHektiker und Hysteriker denkbar.
Man kommt nicht umhin, Cibulkas „Sehfreude"zu beglückwünschen. Kein Ding ist groß und klein genug, um von ihm nicht wahrgenommen zu werden. Er dringt in die Seele der Weite und Tiefe. Er siehtkeine Notwendigkeit, die Sachen für eine politische oder nihilistische Bildbarmachung im Sinne der Dadaisten zu missbrauchen. Er hält Ausschau nachdem Übersehenen, nach einem Überblick des Übersehenen.
Er blickt, weil er ist. Er ist ein „Augen-Blicker", rastlos auf der Suche nach dem Urbild, nach dem Bild, dasauch Blinde sehen.
Aber ihm wird nie schwarz vor den Augen.Man muss ästhetisch nicht abartig sein, um seine Bilder riechen zu können. Sindwir froh, dass ein schlagendes Herz einmal nicht schwarzes Blut pumpt, dass eine heitere Jetztheit angestimmt wird.
Die Tragik des Seins wird zunichte gemacht durch tausendfältige Augenblicke, die im Grunde einen ewigen Frühlingbestimmen, eine Auferstehung im märchenhaften Sinn.