Bernd Koller
(* 1971, Österreich)
1991 |
Galerie Zell am See |
1994 | Galerie Ulysses, Wien (Beteiligung) |
1999 | Galerie Lang, Wien Galerie Heike Curtze, Salzburg (Beteiligung) |
2000 | Galerie Zell am See Kunstverein Werfen Alte Schmiede, Wien Cité International des Arts, Paris (Beteiligung) |
2001 | Galerie Heike Curtze, Wien, Salzburg "Zauber der Zeichen", Rupertinum Salzburg (Beteiligung) Kunstforum der Bauholding, Klagenfurt |
2002 | Galerie Zell am See |
2003 | Galerie Heike Curtze im Zeughaus Radstadt (Beteiligung) "Spotlight 02", Rupertinum Salzburg Galerie Heike Curtze, Salzburg (Beteiligung) Salzburger Landesregierung, Chiemseehof |
2004 | "Querschnitt", Galerie Heike Curtze (Beteiligung) "Vision einer Sammlung", Museum der Moderne Salzburg (Beteiligung) |
2005 | Galerie Heike Curtze, Wien (Katalog) |
2006 | EISLER-PREIS Galerie Heike Curtze, Salzburg ARCO Madrid Austrian Art Meulenstein Srt Museum, Bratislava Meisterzeichnungen VI, Galerie Lang, Wien |
2007 | Tresor im BACA Kunstforum, Wien Galerie Heike Curtze, Salzburg (Beteiligung) |
2008 |
Galerie Heike Curtze, Salzburg (Beteiligung) |
2009 |
„Zauber der Zeichnung“ , Galerie im Lanserhaus, Eppan (I) Beteiligung Artefiera, Bologna (I) „Fragile, Terres d´empathie“, Musée d´Art Moderne de Saint Étienne Métropole |
Bernd Kollers Arbeit scheint in der Hauptsache aus zwei Quellen zu schöpfen, die einander als zwei neben-, in- und miteinander verflochtene Stränge im Fluss halten: Da ist die Frage nach dem Moment des Erscheinens und die Frage nach dem Bild der Erinnerung. Aus den verschiedenen Möglichkeiten, zu dieser Sichtweise zu gelangen, seien hier einige Beispiele herausgegriffen.
Da sind zunächst die Bilder, in denen nicht die Dinge sondern das Erscheinen ihrer Formen aus dem Ungeformten oder, schwieriger, ihr Verschwinden darin thematisiert ist. In "Der Schmetterlingssammler" von 1996 (Kat.Nr.0) werden zwei aus einer unteren, rötlichen Farbschicht gebildete Erscheinungen von der weißen Pinselführung der oberen Farbschicht derart stehen gelassen oder zugemalt, dass ihr durch den Titelnahegelegter Status nicht fixierbar ist: Taucht etwas auf oder verschwindet es; kann es, sobald es im richtigen Moment gesehen wird, auch als Schmetterling vor dem Netz und als Mensch wahrgenommen werden? Der Moment des Erscheinens steht gewissermaßen auf des Messers Schneide.
In den neueren Arbeiten, etwa in "Der Taucher" (Kat.Nr.5), wird diese Frage durch die sichtbar gemachte Erosion des Farbauftrages zugespitzt. Was zunächst als Möglichkeit gedacht ist, eine Bilderfindung fortzuspinnen, nachdem ein Blattlange im Atelier liegen geblieben ist, ohne es bei der Fortsetzung zu überladen oder zu blockieren, erweist sich als Gegenstück zum Farbauftrag eines austrocknenden Pinsels, der die Flüchtigkeit des Erinnerten betont: Die „Abwaschung“ eines Blattes bringt das Verschwundene nicht nur durch die Spuren seiner Reste zum Sprechen sondern auch durch die neuen Akzente, die sie herausfordert. Ob dabei das Bouquet aus vier Fischflossen das Signet zur Vergegenwärtigung ungezeichneter, überzeichneter oder weggewaschener Fische darstellt, oder als Signum des Narren aus anderen Kompositionen (Kat. Nr.2,Nr.8) auf den Taucher übertragen wird, der Suchender ist, wie die meisten Figuren in Kollers Bildern, bleibt offen.
Zum Zweiten geht es um das natürliche Verhältnis zwischen dem Betrachter und dem Betrachteten bzw. die Frage, in welchem Verhältnis Erinnertes zu unmittelbar Erlebtem steht. Hierfür stellt Koller ein reiches Repertorium von wiedererkennbaren Motiven zur Verfügung. Häufiger auftauchende, als Signets wirkende Formen wie Fische, Schmetterlinge, sogenannte Kopf- oder Brustkugeln, Paletten, Salamander, werden durch die Bildtitel weniger bestätigt sondern eher als „Schaltstellen“ für Bildgedanken kenntlich gemacht. Diese Rolle können auch literarische Zitate übernehmen.
"Isolated Elements swimming in the same direction for the purpose of understanding", ein Statement von Damien Hirst aus dem Jahr 1991*, hat Koller 2004 seiner Komposition "Der Narr" (Kat. Nr. 8) zugrundegelegt. Die Erinnerung an die Arbeit des englischen Künstlers – 38 in sechs Etagen übereinander aufgestellte Glastanks mit jeweils einem darin enthaltenen, stets in die gleiche Richtung gedrehten Fischpräparat, die eine Art künstlichen Fischschwarm bilden- wird von zwei ineinander geschobenen kubischen Räumen überlagert. Der eine ist blau aquarelliert wie die Fische, und scheint als Antithese zur Künstlichkeit der Hirst´schen Anordnung den gesamten, (noch) lebenden Fischschwarm in sich zu enthalten. Der andere, mit schwarzer Kreide an seinem rechten unteren Winkel angedeutet, bezieht sich auf die Umrisse der Tanks und die Farbe der schwarzen Vögel, mit denen Koller an manchen Stellen der Fischpräparate ein gegenläufiges, “skeptisches“ und einer anderen Realitätsebeneals jener der Fische zugehöriges Muster bildet. Aus der linken unteren Eckesendet eine flüchtig angedeutete menschliche Gestalt „Sehstrahlen“, quasi ein Kürzel für binokulares Sehen, in den Bildraum aus, ohne diesen dadurch kompositionell zu verändern.
Sieht dieser Mensch als Teil von Kollers Gedanken die Isolated Elements direkt, sieht er Kollers erste oder bereits durch eigene Gedanken überlagerte Erinnerung an sie? Sieht er das alles von außen oder ist er Teil des Wahrnehmungsprozesses? Steht er womöglich für einen Betrachter, der sich selbst beim Betrachten zuschaut? Es fällt auf, dass eine solche Gestalt in kaum einer Arbeit fehlt – ob sie nun als titelgebende, sich meist dem Naturstudium oder der Kunst widmende Personauftritt oder sich als Schauender und Schaffender zugleich manifestiert. Sie ist jedoch nur ein Zeichen für den, der die visuellen Erlebnisse, die Erinnerungsbilder und die sprachlichen Assoziationen miteinander verknüpft, ist nur Erinnerungsstütze.
Marietta Mautner Markhof, Albertina, Wien
(*Damien Hirst, Works of Art and Text, Booth-Clibborn Ed. 1997 p. 287)